Montelibretti liegt bereits in der Provinz Rom. Wenige Kilometer vor dem Ortseingang haben wir die Provinz Rieti verlassen. Die Hügellandschaft vor Rom nennt sich Campagna. Die Berge sind deutlich niedriger und wir können ohne große Anstiege meditativ durch die Landschaft Pilgern.
Die Bewohner von Montelibretti sind sehr stolz auf ihre 10 km Franziskusweg. Durch sie kommen auch Mal ausländische Touristen ins Städtchen. Im B&B, in der Pizzeria, in der Bar am Ortsende und überall auf dem Weg gibt es hölzerne Camino Schilder. Oft sind sie mit Sinnsprüchen versehen, die wir dann versuchsweise übersetzen. Der Barbesitzer heute früh erkennt uns mit unseren Rucksäcken natürlich sofort als Caminogänger und bietet uns von sich aus einen Pilgerstempel von Montelibretti an. Das können wir natürlich nicht abschlagen. Unser Pass ist nun fast voll. Außer dem Platz für den Abschlußstempel in der Kirche San Giovanni in Laterano in Rom, ist nur noch eine Stelle frei.
Unterwegs auf der recht ebenen Route sind noch drei Australierinnen und ein Australier unterwegs. Wir gehen eine Zeitlang zusammen und plaudern ein wenig. Sie schildern, daß sie seit einigen Jahren gerne immer Mal wieder in Europa auf den Pilgerwegen wandern, weil dies eine schöne Art sei ein Land kennen zu lernen. In Australien gibt es zwar auch Fernwanderwege. Sie führen jedoch oft durch den Busch. Da die Etappen von Ort zu Ort jedoch sehr lange sind, kann man dort nur mit Zelt und Proviant wandern. Das ist nichts mehr für die schon etwas reiferen Wanderer.
Hier in Europa finden sich dagegen viele schöne Fernwanderrouten. Sie erzählen begeistert von den verschiedenen Caminos, die sie bereits bereist haben. Den Camino de la Plata ab Salamanca bis Santiago de Compostela möglichst im Frühling legen sie uns besonders ans Herz. Tja wer einmal Feuer gefangen hat und den Zauber des Wanderns oder Pilgerns von Ort zu Ort erlebt hat, kommt gerne wieder. Was für ein Luxus: wir müssen dafür nicht um den halben Globus fliegen, für uns sind diese Routen praktisch alle um die Ecke.
Unser Zielort heute ist Mentana, eine etwas größere Kleinstadt. Viel Verkehr mit entsprechendem Lärm, städtisches verdichtetes Wohnen, ziemlich viel Müll am Straßenrand – etwas wehmütig verabschieden wir uns von der ländlichen Idylle der letzten Tage und stimmen uns aufs Stadtleben ein.
Der Ort Mentana war schon zu Römerzeiten besiedelt. Bekannt ist der Ort, weil hier 1867 ein Kampf des italienischen Nationalhelden Garibaldi mit seinem Freiwilligenheer gegen das Heer des Kirchenstaates stattfand. Ziel des Nationalhelden und seiner Anhänger war ein geeintes Italien. Hauptstadt sollte Rom werden.
Garibaldi und sein Heer unterlagen bei diesem Kampf. Im Jahr 1870 konnte dann mit der Besetzung Roms unter General Cadorna die Einigung des vormals zersplitterten Italiens zu einem Nationalstaat erreicht werden. Ein Monument und ein Museum in Mentana erinnern an Garibaldi.