Inzwischen sind wir im Latium unterwegs. Bei der heutigen Tour haben wir viele Ausblicke ins weite Rietital und in die umliegenden Berge der Abruzzen.
Das Rietital war früher Sumpfgebiet, wurde jedoch bereits im 3. Jhd. vor Christi Geburt durch einen Kanal trocken gelegt und urbar gemacht. Diesem Umstand sind auch die spektakuläre Cascade delle Marmore zu verdanken.
Wir wandern vom See de Pietiluco von ca 200 Meter Höhe bergauf Richtung Faggia und Chiesa de Francesco. Diese liegen auf ca 1000 M Höhe.
Die Faggia stellt eine besondere Buchenform dar. Von dieser Mutation existieren weltweit nur noch zwei weitere Exemplare.
Laut einer Legende wurde Franziskus bei seinem Aufenthalt auf dem Berg von einem Gewitter überrascht. Die Buche spannte ihre Zweige wie einen Schirm über ihm aus.
Eine kleine Aufregung lässt sich zum Glück gut lösen: ich habe meine Wanderstöcke im Hotel vergessen. Der Fahrer des Gepäcktransports, der die Koffer der pauschal reisenden Pilger von Hotel zu Hotel transportiert, bringt sie mir zum Wanderweg. Trinkgeld will er nicht nehmen. Mille, Mille Grazie.
Vor dem Aufstieg auf den Berg schlendern wir noch durch die verschiedenen Tore und Gassen des mittelalterlichen Ortes Labro. Hier macht gerade eine Schulklasse ihren Schulausflug. Ansonsten ist der malerische Ort mit seinen schönen Stadttoren sehr ruhig. Auto fahren ist in den mittelalterlichen Gassen schlichtweg nicht möglich.
Der lange Weg bergauf ist gut bewältigbar. Es gibt viel Schatten und steilere und flachere Abschnitte wechseln sich ab. Immer wieder werden wir durch schöne Ausblicke belohnt.
Die alte Buche namens Faggio und die Kirche Chiesa de Francesco auf dem Berggipfel sind sehr einsam gelegen, außer uns sind keine anderen Menschen bei diesen franziskanischen Heiligtümern. Wir genießen die friedliche Atmosphäre sehr.
Bergab ist die Beschilderung leider etwas verwirrend. Wir verpassen den Einstieg des kurzen und steilen Abstiegs und gehen eine Variante, die fünf Kilometer länger ist. Von daher kommen wir eine Stunde später als geplant im Kloster in Poggio Bustone an.
In der Santuario de Francesco werden wir freundlich von einem Franziskanermönch begrüßt. Mit ihm leben noch drei weitere in dem großen Kloster. Sie haben sehr, sehr viele Katzen, die auf dem Gelände herumstreunern dürfen.
Die Schlafgelegenheiten für Pilger im Schlafsaal sind einfach aber vollkommen ausreichend. In der großen Küche sind reichlich Vorräte fürs Frühstück und fürs Abendessen bereitgestellt. Wir fühlen uns sofort willkommen und wohl. Mille, mille Grazie liebe Franziskusbrüder.
Außer uns sind noch drei weitere Pilger da. Wir bereiten ein einfaches Dinner. Es gibt Fenchelrisotto aufgegossen mit Rotwein. Das essen wir gemeinsam mit einer allein pilgerenden jungen Frau. Sie ist seit drei Tagen das erste Mal alleine mit Zelt auf Tour und ist noch dabei sich an diese Form des Reisens zu gewöhnen.
Reich beschenkt von einem wundervollen Tourtag schlafen wir tief und fest.
Kommen wir in unserer Unterkunft an