Gubbio ist etwa so wie Rothenburg ob der Tauber auf italienisch. Der mittelalterliche Stadtkern ist so gut erhalten, weil die Stadt immer unabhängig war und sich aus divergierenden Machtinteressen heraus hielt. Unsere Route ist heute kurz und wir haben Zeit etwas durch die Gassen zu schlendern. Wir besichtigen die kleine Kirche Chiesa de la Francesco de Pace.
Um den Heiligen ranken sich viele Legenden. Hier in Gubbio soll er einen wilden Wolf, der Tier und Mensch bedrohte und den alle fürchteten mit Hilfe des Kreuzes und seiner Friedfertigkeit gezähmt haben. Im Gegenzug verpflichteten sich die Bürger von Gubbio den gezähmten Wolf mit Nahrung zu versorgen.
Es gibt mehrere Abbildungen von der Begegnung zwischen Franziskus und dem Wolf in dem kleinen Kirchlein. Ein Kinderbuch mit der Geschichte ist ausgelegt.
Zunächst müssen wir wohl den Wolf in uns, also Wut, Hass, Neid, Habgier, Prunksucht etc besiegen um dann mit der Welt um uns herum in Frieden sein zu können.
Die Ideale von Franziskus, ein respektvoller Umgang mit Natur, Tier und Mensch, die Hinwendung zu und Unterstützung der gesellschaftlich Ausgegrenzten, Entwicklung der Tugenden Bescheidenheit, Gewaltfreiheit und Friedfertigkeit sind zeitlos und haben nichts an Aktualität verloren. Von daher spricht der Franziskusweg auch viele junge Pilger an.
Beim Gehen haben wir Zeit und Muße über diese Geschichte und die Bedeutung für unsere Zeit nachzudenken.
Wir verweilen auch eine Weile in der mittelalterlichen kleinen Kirche Santa Maria della Vittorina. Sie wurde an der Stelle errichtet an der die Begegnung von Franziskus mit dem Wolf statt gefunden haben soll. Das Kirchlein mit dem bronzenen gezähmten Wolf soll uns daran erinnern, daß auch in scheinbar auswegloser Lage Verständigung und ein Ausgleich möglich ist.
Unterwegs im landwirtschaftlich geprägten Umbrien sehen wir etliche Agriturismo – Unterkunftsmöglichkeiten. Wir freuen uns jedoch schon sehr auf unseren Aufenthalt in der Einsiedelei: Eremo de San Pietro. Hier können Pilger gegen Spende in einem kleinen Schlafsaal unterkommen. Es gibt ein einfaches Mahl und davor das Ritual der Fußwaschung aller anwesenden Pilger mit einem Segen für den Weg. Es ist sehr berührend hier an diesem spirituellen Ort zu sein.
Auch ein einfaches Mahl besteht in Italien aus mindestens 3 Gängen. Es gibt Pasta, zwei verschiedene Quiche, Salat und anschließend als Überraschung noch einen leckeren Zitronenkuchen. Zum abrunden dann noch einen Limonincello und einen Kaffee. Außer uns sind nur Italiener und Italienerinnen anwesend. Es wird viel übers Essen und Pilgern gesprochen.