
Mit dem entbehrungsreichen Leben früherer Pilgerreisen hat unser Wandern rein gar nichts zu tun. Es ist eher Pilgern de Luxe.
Unser Pilgerguesthaus verfügt über eine Badewanne mit Whirlpoolfunktion, die wir natürlich ausgiebig nutzen.
Der Franziskusweg führte vor zwanzig Jahren nur von La Verna bis Assisi, vor ca. zehn Jahren wurde die Route bis Rieti verlängert und erst vor kurzem wurde die Tour zwischen Florenz und Rom mit 640 km Länge fertig gestellt. Die Italiener haben den Zeitgeist erfasst und erkannt, daß sie so in diesen abgelegenen Regionen mit ihrem unglaublichen Charme auch für etwas Tourismus sorgen können.
Wir hatten uns die im Rotherwanderführer angegebenen Pilgerherbergen deutlich karger vorgestellt, sind aber jetzt nicht direkt traurig über die Realität.
Die Bedienung in der kleinen Bar in Pietralunga verabschiedet uns Morgens mit Buon Camino. Auch Passanten und Mitpilger rufen uns diesen Spruch gelegentlich zu.
Wir gehen wieder auf entspannten Wegen durch die hügelige Landschaft.
Einzige Schikane heute ist ein sehr lehmiger Wegabschnitt. Der Lehm heftet sich sofort als großer Klumpen an die Schuhe. Unsere gewaschenen Hosen sind subido wieder lehmverdreckt. Da das Gehen so mühsam ist weichen wir ins Gestrüpp aus und lassen uns da von den Brombeeren pieksen.
Ein italienischer Pilger wandert ein Stück des Weges mit uns. Er hat früher Laufen eher gemieden
Nach schwerer Krankheit hat ihm der Arzt vor drei Jahren das Wandern empfohlen. Inzwischen hat er Feuer gefangen und geht sobald er sich von Arbeit und Familie frei schaufeln kann ein paar Tage auf Tour. Er meint der Bergrücken zwischen Genua und Assisi, das Apennin, ist für diese Art wandern ideal und empfiehlt uns auch den Pilgerweg zwischen Siena und Assisi als ganz besonders reizvoll.
Wir plaudern auch ein wenig mit einer jungen Frau aus Argentinien, die den Weg umgekehrt geht.
In Loreto gibt es ein kleines mittelalterliches Kirchlein mit Krypta und Taufstein aus dem 9. Jhd. zu besichtigen. Erfreulicherweise sind hier fast alle Kirchen offen.
Anbei könnte man gut picknicken. Wir ziehen jedoch den Besuch in der Bar in Mocaiana vor. Es ist ein kleiner Umweg, die Rast tut jedoch gut. Es stört sich hier auch niemand an unserem lehmigen Outfit. Hier verkehrt die top gestylte Sekretärin aber auch der staubbedeckte Handwerker. Da sind so ein paar dreckverschmierte Touristen nichts besonders bemerkenswertes. Unser Zielort Gubbio hat einen interessanten Altstadtkern mit vielen malerisch ineinander verschachtelten Steinhäusern zu bieten. Unsere Unterkunft ist mitten drin. Auch hier könnte man gut einen Pausentag für nähere Besichtigungen einlegen. Ein Tag wandern, ein Tag Altstadt und Kultur wäre für diesen Weg ganz angemessen.
Assisi ist von hier aus 50 km entfernt. Wir wollen in drei Tagen also Sonntag dort sein. Von daher werden wir morgen leider schon wieder weiter ziehen.





















